Früher Morgen. Phoebe liegt hinter dem Sessel und es geschehen Dinge. Anton tänzelt schwer beunruhigt durch den Raum. Er traut sich nicht nach dem Rechten zu sehen. Es riecht! Phoebe hat Schmerzen und riecht auch. Anton hat Angst. Aber diese Neugierde!
Er muss doch wissen, was in seinem Haus vorgeht. Vom Sessel aus ist nichts zu sehen. Nur eine Kiste mit Dach. Darunter geschieht es. Die Dosenöffnerin sitzt vor der Kiste. Normalerweise schläft sie um diese Zeit in Antons Bett und er hat es gemütlich und sicher an ihren Füßen. Nun ist sie ganz aufgekratzt und sagt immer "feine Phoebe", kümmert sich aber nur unzureichend um den armen Kater.
Vom Kratzbaum aus nichts zu sehen. Der Blumentopf ist als Ausguck auch unergiebig. Nicht hoch genug. Das Bücherregal könnte ein guter Aussichtspunkt sein. Leider zu viele Bücher drauf. Anton stürzt ab. Er maunzt und klagt. Seine Augen haben Tellergröße und der Schwanz ähnelt der Klobürste. Anton ist ja nicht blöd! So ein Kater weiß schon, wann Gefahr droht.
Schließlich fasst er sich ein Herz und schleicht in Zeitlupe am Kasten entlang bis zur Öffnung. Noch einmal sichert er in alle Richtungen, nimmt all seinen Mut zusammen und schielt vorsichtig um die Ecke in den Kasten. Ausgerechnet in diesem Moment geschieht es.
"ES" piept!
Anton auch. Der ist aber kaum noch zu hören, da bereits im nächsten Stockwerk. Auf der Flucht hat er Pauline angerempelt. Die hat jetzt schlechte Laune. Anton wird später unter dem Deckbett gefunden. Dort, wo auch die Dosenöffnerin sein sollte, um ihn zu trösten. Aber die treibt sich ja herum!
Ja, ja – so war das im April. Armer Anton! Völlig allein war er!
Und die Gefahr? Tja - die hatte etwa 80 g Geburtsgewicht und war Phoebes drittes Baby. Zum Glück stellte sich der Zwerg als relativ harmlos heraus. Trotzdem hat Anton ihn und seine Geschwister noch sehr lange misstrauisch beobachtet. Man weiß ja nie, ob sie nicht doch noch angreifen. Viele Tage lag er im Wohnzimmer auf der Lauer, denn die Wesen begannen in seinem Haus herumzulaufen. Das war schlimm. Manchmal rannten sie genau auf ihn zu. Da musste er höllisch aufpassen und sie rechtzeitig umschubsen. Lagen sie erst einmal auf der Seite, hatte er genügend Zeit, sich aus dem Staub zu machen. An guten Tagen legte er auch seine dicke Pranke auf ein Baby und ließ es ein Weilchen zappeln. Dazu brauchte er immer viel, viel Mut.
Eines Tages, Anton schlief selig in der Ecke am Wohnzimmerfenster, pirschte sich Brisa an. Sie suchte schon länger seine Nähe, aber Anton war immer auf der Hut. Dieses Mal gelang es ihr. Sie legte sich neben ihn und schob gaaanz langsam ihre Nase unter sein Kinn. Dann wanderten sachte zwei kleine Pfoten auf eine große Pfote. Immer näher rückte sie. Schließlich war sie zufrieden, schloss die Augen und begann leise zu schnurren.
Antons Kopf flog hoch. Die Augen weit aufgerissen, versuchte er auszukneifen. Das war aber nicht so leicht. Er lag in der Ecke und Brisa versperrte den Weg. Heizung und Blumentopf behinderten ihn auch. Mein Katerchen schnaufte vor lauter Angst hörbar. Aber Brisa schnurrte unbeirrt weiter und kuschelte sich noch enger an. Anton versuchte Distanz zu schaffen. Vergeblich! Das verliebte Katzenkind siegte auf ganzer Linie. Viel, viel später entspannte sich auch Anton und begann zu genießen. Bis zu Brisas Umzug sah man die beiden oft zusammen. Brisa an Antons Bauch geschmiegt mit seiner Vorderpfote auf der Schulter.
Ende gut .....