Anton und ich haben einen Deal. Er mag ja so absolut keine Menschen außer mir. Die Tierärztin schon mal gar nicht. Die fasst ihn immer an. Dann muss sein kleines Herzchen unglaublich schnell schlagen und mein Katerchen vor Angst hecheln.
Also habe ich ihm versprochen, dass wir nur einmal im Jahr hingehen. Nämlich zur Impfung. Das ist schon schlimm genug.
Im Juli war es wieder so weit. Dummerweise untersucht sie ihn immer gründlich. Sogar im Mund! Echt übergriffig, aber Anton bleibt immer lieb. Doch was passierte geschieht? Die zudringliche Frau findet tatsächlich einen entzündeten Zahn und sagt, das sollte behandelt werden. Ich als liebende Katzenmamma weiß natürlich, wie unglaublich weh FORL tut und bin dem Rat gefolgt. Welch ein Unglück!
Ich musste mein Versprechen brechen und meinen weinenden Kater in die Tierklinik nach Isernhagen schleifen. Die Tierärztin war sehr nett. Das hilft aber einem vor Angst schwitzenden Kater nicht. Seine Pfoten hinterließen Pfützen auf dem Untersuchungstisch und die „schlechte“ Nachricht ließ nicht auf sich warten. Anton war Narkosefähig.
Also musste mein süßer Kater am Abend vor dem OP-Termin isoliert werden, um morgens nüchtern zu sein. Damit er wenigstens in der Nacht Gesellschaft hatte, quartierte ich ihn im Schlafzimmer ein. Es folgte für uns beide eine schlaflose Nacht. Mein Kater musste im 10-Miniten-Takt an der Tür rütteln und laut weinen. Im Bett bei mir zu liegen war viel zu gefährlich. Nur wenn ich ihn herumtrug war er einigermaßen ruhig und kuschelte seinen sehr heißen Kopf an meinen. Wir waren am Morgen beide total fertig. Als wir in der Klinik ankamen, hatte Anton Fieber und einen viel zu hohen Blutzucker vor lauter Stress. Wie gut, dass es Beruhigungsspritzen gibt. Bis mein Katerchen eingeschlafen war, durfte ich bei ihm bleiben.
Am Nachmittag konnte ich Anton abholen. Er sah leidend aus, war aber sichtlich froh mich zu sehen. Welch ein Schrecken, als er zu Hause schon wieder eingesperrt wurde. Er sollte erst einmal richtig wach werden und den Tierarztgeruch verlieren, bevor er wieder zu seinen Freundinnen durfte.
Aber das ist nicht Antons Welt. In der stünden ihm jederzeit ALLE Verstecke des Hauses zur Verfügung und wenigstens seine Grete wäre bei ihm. (Die wird auf jeden Fall mit ihm hungern müssen, falls so etwas noch einmal vorkommt.) So war es wieder nur ich. Dieses Mal im Keller. Sicherer für Anton, aber lange nicht gut genug. Er hatte Schmerzen, das Schnäuzchen war geschwollen, er wollte nicht essen und die Tür war zu. Die zweite schlaflose Nacht für uns beide. Am Morgen begann er mit mir zu schmusen und wollte mich absolut nicht gehen lassen. Das Fieber sank langsam, aber essen wollte Anton erst, als er püriertes, gefrorenes Nassfutter zum Lutschen bekam.
In der zweiten Nacht ging es etwas besser. Anton lag, noch immer im Keller. Natürlich direkt neben meinem Kopf und brummte dankbar für jede Streicheleinheit. An Tag zwei aß er etwas besser und ich wagte es ihn in die Freiheit zu entlassen.
Zunächst war Anton einfach nur froh der Gefangenschaft entronnen zu sein. Er hielt sich tunlichst von Minnas und Lottes Kindern fern und genoss es endlich wieder im Esszimmer zu liegen, in den Garten zu sehen und zu träumen. So weit so gut, wäre da nicht Minnas Beschützerinstinkt gewesen. Sie stürzte sich ohne jede Vorwarnung auf meinen armen Anton und prügelte auf ihn ein. Nachdem Anton laut weinend geflohen war, nahm sie sich Lotte vor. Immer nach dem Motto „wenn schon Prügelei, dann richtig“. Die beiden konnte ich nur trennen, indem ich Lotte in eine Decke wickelte und verbannte.
Nachdem alle Beteiligten und Zuschauer mit Rescue-Tropfen versorgt waren, vertrugen sich Minna und Lotte wieder als sei nie etwas gewesen. Aber Anton war fortan der Feind. Ich musste Minna und Lotte mit den Kindern in die oberen Geschosse verbannen und meine drei Oldies bewohnten die unteren und den Außenbereich. Durch das trennende Netz wurde zuweilen von beiden Seiten mächtig gefaucht und Anton traute sich nicht einmal in die Nähe.
Inzwischen sind Wochen vergangen und die Wiederzusammenführung läuft. Wir lassen uns Zeit. Die Kinderchen tollen schon unbefangen zwischen den Oldies herum, mit Lotte läuft es glatt, aber Minna wird noch immer von Anton und Greti ängstlich angefaucht. Sie darf nur in meiner Anwesenheit für einige Zeit nach unten. Ich hoffe, die beiden beruhigen sich bald und Minna verhält sich mit der Zeit nicht mehr so schrecklich bossy. Ein geteiltes Haus ist echt anstrengend.